3.Die frühkaiserzeitliche Strassenstation

Eine römische Neugründung aus augusteischer Zeit

Trotz verschiedener Hinweise auf eine latènezeitliche Vorgängersiedlung, u.a. Schmuckstücke und über 130 keltische Münzen, handelt es sich beim Dalheimer Vicus um eine römische Neugründung aus augusteischer Zeit. Die Entstehung der Ansiedlung muss in engem Zusammenhang mit der Planung und der Erbauung der römischen Fernstraße Lyon-Metz-Trier-Rhein um 17 v. Chr. gesehen werden. Seine Funktion als Etappenort („mansio-mutatio “) bestimmte bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. hinein das Gesicht des Ortes.

Grabungsplan Frühphase

Die großflächigen Ausgrabungen von 1977 bis 1986 im Zentrum des Vicus und am Rande der Hauptstrasse haben gezeigt, dass, trotz massiver späterer Eingriffe, die Überreste aus der  Frühphase der römischen Ansiedlung noch recht gut erhalten sind. So konnte nachgewiesen werden, dass die Hauptstraße in der Anfangsphase nur 5,50 m breit war und der Straßendamm seitlich von einem 0,80 m breiten hölzernen Abwasserkanal, einem 10 m breiten, unbebauten Streifen und schließlich einem 1,80 m breiten, ’V’-förmigen Spitzgraben begrenzt wurde. Die eigentliche Bebauung setzte offenbar erst in rund 13 m Entfernung von der Straße an.

Wie in anderen frühkaiserzeitlichen Zivilsiedlungen unserer Gegenden, handelt es sich bei den ältesten römischen Bauten der Dalheimer Siedlung um Holz- und Fachwerkkonstruktionen, deren Unterbau (Schwellbalken und Pfostenlöcher) in den gewachsenen Boden eingegraben war. Zu den teilweise unterkellerten Häusern gehörten 5 m tiefe Brunnen, große rundlich-ovale oder quadratische in den felsigen Untergrund eingehauene Vorratsgruben von bis zu 2 m Durchmesser und 2,10 m Tiefe sowie Abfallgruben unterschiedlicher Größ e und Form. Die Vielzahl der Pfostenlöcher, ihre unterschiedliche Form und Tiefe sowie ihre Verfüllung zeigen an, dass innerhalb der frühkaiserzeitlichen Siedlung mit verschiedenen Bauphasen zu rechnen ist, was bei einer Holzarchitektur allerdingsnicht verwundert.

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Die Auswertung des überaus reichen archäologischen Fundmaterials aus der Frühphase, besonders der Keramik, der Fibeln und der Münzen, zeigt deutlich, dass die Ansiedlung von Dalheim zeitgleich mit den frühesten römischen Militärlagern am Rhein, wie Dangstetten oder Oberaden, entstanden ist. Verschiedene Fundstücke haben eindeutig militärischen Charakter. Graffiti auf Keramikgefäßen liefern uns italische und einheimische Namen und bezeugen somit für die Frühzeit eine gemischte Bevölkerungsstruktur.

Frühe militaria

Durch seine Lage an einer römischen Fernstraße, die zunächst hauptsächlich angelegt worden war, um die rasche Verlegung römischer Truppenverbände in die Militärlager am Rhein und deren Vorsorgung zu garantieren, könnte Dalheim um 15 v. Chr. den Titelberg als logistische Basis im Treverergebiet abgelöst haben. Seine Funktion als Etappenort an einer der wichtigsten Verkehrsadern des römischen Gallien sicherte Dalheim während der ganzen Epoche von Augustus bis Nero eine erste Phase des Wohlstands.

Ressourcen

Text: Jean Krier

Foto: MNHA