4. Die Blütezeit

Die Blütezeit der römischen Ansiedlung in Dalheim

Gesamtplan

Die erste Blütezeit des Dalheimer Vicus endete in den Wirren des großen Aufstandes der Bataver und Treverer in den Jahren 69 und 70 n. Chr. Unter Kaiser Vespasian (69-79 n.Chr.), unmittelbar nach der Niederwerfung der Aufstandsbewegung durch Petilius Cerealis, begann für die Dalheimer Ansiedlung eine neue Phase, die innerhalb weniger Jahrzehnte aus dem Ort eine der bedeutendsten römischen Landstädte des nordgallischen Raumes machen sollte.

Konsolengesimsen

Im Rahmen einer ohne Zweifel von "auswärts" gesteuerten Maßnahme wurde das gesamte Areal der Holzbausiedlung aus julisch-claudischer Zeit im Jahre 70, spätestens jedoch 71 n. Chr. einplaniert und vollkommen neu aufgeteilt. Die Hauptstraße der Siedlung wurde von 5,50 m auf 10-12 m verbreitert. Die Holzbauten der Frühphase machten genau parzellierten Steinbauten mit neuen Kellern und neuen Brunnen Platz. Eine mächtige, 5 m breite Portikus (Laubengang) wurde zur Hauptstraße hin errichtet. Die Neuaufteilung der Siedlungsfläche, verbunden mit einem regelrechten Bauboom, gab dem Dalheimer Vicus in kürzester Zeit das Aussehen einer mediterranen Stadt, mit diversen Straßenzügen, privaten und öffentlichen Gebäuden, einem ausgedehnten Tempelbezirk mit mehreren Kultbauten, einem Marktplatz, Herbergen, Läden, Werkstätten von kleineren Handwerkern und größere Manufakturen.

Luftbild 1979 Mansio

Es ist anzunehmen, dass sowohl das Theater als auch die anderen öffentlichen und religiösen Gebäude der Ansiedlung (Thermen, Tempel) im Rahmen eines groß angelegten,  gemeinsamen Bauprogramms errichtet wurden. Demnach muss davon ausgegangen werden, dass alle die erwähnten Baumaßnahmen einhergingen mit einer neuen, zentralörtlichen Funktion, welche der Dalheimer Ansiedlung, über ihre Rolle als Straßenstation an der wichtigen Verkehrsstraße vom Mittelmeer zum Rhein hinaus, von der römischen Verwaltung zugewiesen worden war. Man wird am ehesten annehmen müssen, dass der Vicus für zwei Jahrhunderte den Hauptort eines „Pagus“ im Südwesten der Civitas Treverorum bildete. Die Stadt war also nicht nur das wirtschaftliche Zentrum, sondern darüber hinaus auch der administrative, kulturelle und religiöse Mittelpunkt einer ganzen Region.

Am Ende des 2. und in der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts umfasste der Vicus von Dalheim eine Gesamtfläche von über 35 Hektar mit einer Bevölkerung von 1500 bis 2000 Einwohnern.

Ressourcen

Text: Jean Krier

Foto: MNHA