5. Handel und Gewerbe

Die Bevölkerung des Dalheimer Vicus: Gewerbebetreibende

Münze Faustina

Auf Grund seiner primären Funktion als Straßenstation an einem wichtigen überregionalen Verkehrsweg setzte sich die Bevölkerung des Dalheimer Vicus in erster Linie aus Gewerbebetreibenden zusammen. So konnte zwischen 1977 und 1986, in zehn Grabungskampagnen, ein typisches privates Viertel im Zentrum der Ansiedlung und in unmittelbarer Nachbarschaft zur Hauptstraße untersucht werden, von der Straße nur durch einen überdachten Laubengang (‚Portikus’) getrennt.

In Gaststätten und Herbergen wurde für das leibliche Wohl der Durchreisenden gesorgt, während verschiedene spezialisierte Handwerker (Schmiede, Wagner, Riemenschneider)  für ihre materielle Ausstattung sorgten. Fahrende Kaufleute boten aus anderen Gegenden des Reiches, besonders aus Mittelmeerraum importierte Waren (Luxusgüter und Nahrungsmittel) zum Verkauf an und vervollständigten somit das lokale Angebot. Die zahlreichen Landgüter der Umgebung (Villen) garantierten die ständige Versorgung mit Fleisch und landwirtschaftlichen Produkten aller Art.

DalheimErotischerMessergriff

Tausende von Münzen, zahlreiche, sehr verschiedene Werkzeuge und Handwerksgeräte sowie unzählige andere Utensilien zeugen von der ungeheueren wirtschaftlichen

Textil, Leder

 Blüte der Dalheimer Ansiedlung in der Zeit vom Ende des 1. bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts. Dieser ökonomische Aufschwung erklärt auch die gewaltigen Baumaßnahmen, die in 30ger und 40ger Jahren des zweiten Jahrhunderts erfolgten. So wurden im Tempelbezirk, auf der höchsten Stelle der Ansiedlung, zwei nebeneinander liegende, ungewöhnlich große Kultbauten errichtet, die mit ihrer eindrucksvollen Silhouette nicht nur das Aussehen der Ortschaft, sondern die gesamte Umgebung prägten.

Das reiche Fundmaterial aus den letzten 150 Jahren verdeutlicht die ganze Spannweite der handwerklichen Aktivitäten in Dalheim. So sind das Weben, das Spinnen und das Textilgewerbe im Allgemeinen sowie die Verarbeitung von Leder, Eisen und Knochen gut dokumentiert. Die Werkstätten von erfahrenen Bronzehandwerkern schufen Schmuckstücke, Statuetten und verschiedene andere Utensilien des täglichen Gebrauchs (u.a. Griffe von Klappmessern und Spateln). Die verschiedenen Berufsgruppen des florierenden Bauhandwerks (Steinmetz, Maurer, Schreiner, Zimmermann) sind ebenfalls gut vertreten. Die Ausgrabungen von 1850 sowie die geomagnetischen Prospektionen von 2007 haben gezeigt, dass es in Dalheim mindestens zwei verschiedene Töpfereizentren gab. Die Existenz der einen oder anderen privaten Ziegelei in der direkten Nachbarschaft ist ebenfalls wahrscheinlich. 

Ressourcen

Text: Jean Krier

Foto: MNHA